Die Kneipe als Heimat

Vor 80 Jahren starb der österreichische Schriftsteller Joseph Roth. Der Band »Pariser Nächte« lädt zu einer Spurenlese ein

Er kam nach Paris am 16. Mai um sieben Uhr morgens», heißt es in Josephs Roths erstem in Paris geschriebenen Roman «Die Flucht ohne Ende». Der Held des Romans steigt aus dem Nachtzug Berlin-Paris. «Er hatte den Sonnenaufgang gesehen. Über einer Landschaft aus dunklem Grün, in der sich gewöhnliche Laubwälder wie Zypressenhaine ausnahmen, rollte, wie mit der Zeitlupe aufgenommen, ein glühender Ball empor und verblasste zusehends.» Den Sonnenball kann der TGV-Reisende heute noch identifizieren. Alles andere wird von dem 320-km/h-Reisetempo zu einer einfarbigen Suppe ohne Zypressengeschmack püriert.

Der 16. Mai 1925 könnte der Tag sein, an dem der Österreicher Roth seine Schicksalsstadt zum ersten Mal sah. Überwältigt schrieb er dem Chef bei der «Frankfurter Zeitung», jenem Benno Reifenberg, der eine bewegte Autorenbiografie soeben in die entscheidende Richtung geknickt hatte. Sechs Jahre zuvor hatte ein Wiener Redaktionsleiter Roth vom ...


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